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Segnung von Claudia’s und Svens neuer Behausung,
Ottendorf.-Okrilla b. Dresden, 05.11.99

Eröffnung

V.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Der Friede sei mit diesem Haus und mit allen, die darin wohnen.
A.: Und mit deinem Geiste.

Liebe Claudia, lieber Sven, liebe Freunde und Gäste der beiden!

Es ist ein alter christlicher Brauch, ein neues Haus unter den Segen Gottes zu stellen. Natürlich hat sich beim einfachen Volk damit oft eine gewisse magische Vorstellung verknüpft - und dabei wurde kaum ein Unterschied zwischen einem katholischem Priester und einem Schamanen gemacht.

Für uns Theologen hat aber Segen überhaupt nichts mit Magie zu tun. Ausgangspunkt ist die Überzeugung von der absoluten Liebe Gottes seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen gegenüber. Im Gegensatz zu einer „natürlichen Religion" (die sozusagen von Natur aus in uns allen vorhanden ist), die sich vor einer - wie auch immer genannten - höheren Macht ängstigt, zeigt Jesus uns durch Wort und Beispiel, daß Vertrauen und nicht Angst die rechte Antwort auf diese unverlierbare Liebe ist. Wenn das aber so ist, bräuchten wir im Grunde weder zu beten noch zu segnen - Gott weiß, was für uns gut ist, und er wird es uns von sich aus schenken, eben weil er uns liebt.

Und trotzdem ist unser Gebet und die Bitte um Segen sinnvoll: denn WIR sind es, beides brauchen; sie müssen uns immer wieder bewußt machen, daß eigentlich alles von IHM kommt. Erst aus diesem Wissen kann Dankbarkeit entstehen.

Daher sind wir hier versammelt, um uns wieder dankbar ins Bewußtsein zu rufen, was wir täglich und auch heute wieder von ihm erhalten, und daß wir das Schicksal der Bewohner dieses Hauses vertrauensvoll und ohne Angst in SEINE Hände legen können.

V.: Herr Jesus Christus, du hast verheißen: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

K.: Herr, erbarme dich (unser).
A.: Herr, erbarme dich (unser).

V.: Du hast versprochen, daß der Vater jedes Gebet erhört, wenn auch in der Weise, wie es am besten für uns ist.

K.: Christus, erbarme dich (unser).
A.: Christus, erbarme dich (unser).

V.: Du hast uns mit dem Wort „im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen" Hoffnung geschenkt, daß wir einmal mit Gott für immer in Liebe vereint sind.

K.: Herr, erbarme dich (unser).
A.: Herr, erbarme dich (unser).

Z.: Laßt uns beten.

Herr Jesus Christus, du bist in das Haus des Zachäus, eines der größten Sünder, die man sich damals vorstellen konnte, eingekehrt; du hast ihn angenommen, wie er war und ihn so von seiner Enge und seinem Egoismus befreit.
Du bist auch bei uns mit deinem Segen; du läßt auch uns gelten, wie wir sind und schenkst uns Mut und Hoffnung. Dafür danken wir allezeit.
A.: Amen.

Lesung

Mt 7,24-28: Vom Haus auf dem Felsen

Lesung aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

Jesus sagte: Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge betroffen von seiner Lehre.

Ansprache

Liebe Zuhörer,

wie wir alle wissen, ist der Mensch unselbständig wie ein kleines Kind - wie alt er auch immer sein mag. Stets muß er sich an irgend etwas festhalten: mal ist es der Erfolg, die Anerkennung anderer, mal ein anderer Mensch, mal eine Ideologie, mal eine Reihe von Versicherungen, mal ist es die Flasche.

So ist die Halt-losigkeit ein Hauptproblem unseres Lebens.

Die Frage ist nur: auf was, auf wen kann ich vertrauen, auf was, auf wen kann ich „bauen", ohne mein „Haus auf Sand oder auf Sumpf zu errichten"? Wo ist fester Grund, der verläßlich Sicherheit und Halt gibt?

Die Erfahrung zeigt uns, alle meine Erwartungen von Sicherheit letztlich Sackgassen sind, die irgendwann in Ent-Täuschungen enden müssen.

Eigentlich könnten wir es wissen: es gibt nichts, gar nichts, das wirklich von Dauer ist. Vergänglichkeit ist eine Wesenseigenschaft unserer Schöpfung.

So erweist sich, daß letztlich nur Gott, der außerhalb der Vergänglichkeit steht, beständiger Halt sein kann, auch wenn einem diese Erkenntnis häufig erst nach vielen „Einstürzen" und „Zusammenbrüchen" dämmert.

Das Symbol „Haus auf dem Felsen" kann diese Erkenntnis verinnerlichen.

Haus: das ist ein Gleichnis meiner Existenz.

Und Fels: felsenfest steht er da; er trotzt Wind und Wetter, Sonne und Hitze, Schnee und Kälte. Er hält aus, er hält durch, er hat den Halt in sich, er ist fest „gegründet". Im Schwanken der Gefühle und Stimmungen, im Wechsel vieler Lebenssituationen braucht der Mensch Halt in sich, die Identität, die durchhält, aushält, die nicht erschüttert werden kann.

Aber auf uns allein gestellt sind wir sind halt-los, un-gehalten. Wir müssen den Halt, der immer schon da ist, suchen, finden, ergreifen, be-greifen.

Aber was oder wer ist dieser Halt? Ein anderer Mensch? Konsum? Besitz? Macht?

Oder ist er nicht vielmehr das Leben selbst in seinem Urgrund: Gott, die ewige und unvergängliche Liebe?

Wenn Gott mein Inhalt, mein Innen-Halt wird, dann kann ich selbst zum Halt für andere werden. Indem ich andere halte und er-trage, spüre ich die Kraft in mir, die mich hält und trägt: die Kraft der Liebe, die ich habe, aber selbst nicht erzeugen kann. Wenn die Liebe, Gott selbst, in mir ist, dann kann ich alles ertragen.

Wenn ich den Felsen betrete, wenn ich auf ihm einen Tritt finde und mich von ihm tragen lasse, macht er mich fest und standhaft. Er gibt mir Be-Ständigkeit, so daß ich im Geröll be-stehen kann. Im Geröll des Lebens brauche ich einen festen Stand-Punkt, damit ich be-stehen kann.

Der Fels ist verlässig, zu-verlässig; er gibt nicht nach, auf ihn kann ich mich verlassen, auf ihn kann ich mich nieder-lassen. Dadurch kann ich ge-lassen werden.

Der Fels trägt meine Last; er trägt mich und alles, was mich belastet. Die Belastungen des Lebens nimmt mir Gott ab: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen" (Mt 11,28). Aber vielleicht bin ich noch un-erträglich, weil ich nicht bereit bin, mich von ihm tragen zu lassen?

„Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig" (Ps 73,26) - „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt" (Phil 4,13). „Halte dich an IHM fest; ER ist ja dein Leben" (Dtn 30,20)

Gott ist mein Fels - in ihm, der die Felsen schuf, bin ich fest gegründet. Er trägt mich durch Krankheit, Unglück, Leid und Tod hindurch. Er ist der Halt in mir, nicht nur für mich, sondern auch für die anderen. Wenn ich den anderen Menschen er-trage, dann kann ich am meisten spüren, daß ich selbst Halt habe und gehalten bin.

Wessen Lebens-Inhalt Gott ist, wer sich an ihm, den Lebens-Innenhalt, festhält, dessen Haus ist nicht auf Sand, sondern auf Felsen gebaut.

AMEN

Segensgebet

Z.: Lasst uns beten.
Gepriesen bist du, Vater, weil du uns in deinem Sohn Jesus Christus gezeigt hat, wie sehr du uns liebst. Du siehst gütig auf dieses Haus und verleihst + ihm deinen Segen. Wir wissen, daß du unsere Bitten erhörst, die wir, vereint mit seinen Bewohnern und deren Freunden, an dich richten. Schenke ihnen Frieden und Freude im Geiste Christi, Erfolg in ihren Unternehmungen, und Schutz vor allen Gefahren. Bewahre sie vor falschem Vertrauen auf Vergängliches und lehre sie, daß du selbst der Halt, der In-Halt und das Ziel unseres Lebens bist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.

Der Priester besprengt in Begleitung des Hausvaters die einzelnen Räume mit Weihwasser.

Fürbitten

Z.: Wir beten zu Gott, in dessen Liebe wir geborgen sind:
V.: Himmlischer Vater, stehe den Bewohnern dieses Hauses zur Seite und geleite sie bei allem, was sie tun.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
V.: Bewahre sie vor übergroßer Sorge und öffne ihr Herz für fremde Not.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
V.: Schenke unserem Volk und der ganzen Welt Frieden und soziale Gerechtigkeit.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
V.: Laß uns Erlöste sein und erlöst aussehen, damit wir für die anderen zum Symbol der Liebe Gottes werden.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.

V.: Laßt uns beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat:
A.: Vater unser ... Denn dein ist das Reich ...

Z.: Gütiger Gott, alles, was wir sind und haben, kommt von dir. Wir danken für dieses Haus und sein Inventar, wir danken für die Freunde und Verwandten, die mit uns feiern, und wir danken dir, daß du unser Fels, unser Halt bist - durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.

SCHLUSSEGEN

Z.: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren. Der Friede und der Segen mögen auf ihm ruhen und seine Bewohner und Besucher erfüllen. Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist.
A.: Amen.

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