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17. Jahressonntag

Thema: Schatzsuche
Lesg./Ev.: Mt 13,44-52
gehalten am 25.07.1999 09:00h und 10:30h in Eschenbach
von E. Gottsmann, OStR

 

Evangelium

44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

47 Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. 48 Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.

49 So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen 50 und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.

51 Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. 52 Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.

Predigt

Liebe Christen!

Wissen Sie, was ich mit dem Kaufmann des heutigen Evangeliums gemeinsam habe?

Auch ich bin Perlensammler!

Aber leider kann ich Ihnen meine Sammlung nicht zeigen - denn meine Perlen sind zwar sehr wertvoll, aber leider nicht sichtbar. Abgesehen davon, daß sichtbare Perlen nichts für meine Geldbörse wären, mag ich diese schimmernden kleinen Kugeln gar nicht besonders, höchstens am Hals einer schönen Frau.

Die Perlen, die ich sammle, könnte ich auch gar nicht verkaufen - sie sind für die meisten anderen Menschen nämlich ohne Interesse.

Damit Sie nicht auf den Gedanken kommen, bei mir einbrechen zu müssen, zähle ich Ihnen einige meiner gesammelten Perlen auf:

Dazu gehören Freunde, die sich mehr als einmal bewährt haben, wenn ich Schwierigkeiten oder Krisen durchzustehen hatte; dazu gehören einige Bücher, die mir wertvolles Wissen und manche Einsichten vermittelt haben; dazu gehören Naturerlebnisse, von denen ich immer noch zehren kann. Auch mein Beruf macht mir Freude, da er mir immer wieder Bestätigung und Auskommen schenkt.

Die Zufriedenheit und Glückserlebnisse in meinem Leben verdanke ich diesen Kostbarkeiten, die ich meistens geschenkt bekommen, manchmal aber auch gesucht und gefunden habe.

Und trotzdem genügen mir diese Perlen nicht . Irgendwie bin ich weiter auf der Suche; ich ahne irgendwie, daß es noch eine Perle geben muß, die kostbarer ist als alles andere in meinem Leben. Mehr noch: ich habe das Gefühl, daß all die genannten Perlen meines Lebens nur ein Abglanz, ein Durchscheinen der eigentlichen Perle ist, auf die es wirklich ankommt.

Lassen wir einmal das Bild beiseite: bei jedem Erlebnis von Schönheit, bei jeder Erfahrung von Nähe und Liebe spüre ich, daß dahinter eine unendliche Schönheit, eine unbegrenzte Nähe und Liebe steht, die in meinen konkreten Glückserlebnissen nur gebrochen durchscheint, so wie der Regenbogen nur ein Abglanz der Sonne ist.

Ob ich nun diese unendliche Schönheit und Liebe „Reich Gottes" oder „Reich der Himmel" (wie Mattäus dazu sagt) nenne, oder ob ich direkt Gott sage, das bleibt sich gleich - jedenfalls ist das die unendlich wertvolle Perle, für die der Kaufmann in unserem Gleichnis alles andere, auch alle anderen Perlen hergegeben hat, nur um sie erwerben zu können.

Wenn Sie einmal die Evangelien mit diesem Gedanken im Hinterkopf durchforsten, dann merken Sie, daß genau das die zentrale Botschaft Jesu ist. Er wird nicht müde, in verschiedensten Bildern und Gleichnissen, besonders aber in den Seligpreisungen der Bergpredigt darauf hinzuweisen, daß alles, was uns im Leben wertvoll und wichtig erscheint, nur vergänglich und trügerisch ist; daß das einzige, das beständigen Wert, untrügliche Sicherheit und unverlierbaren Halt für uns bedeutet, Gott selbst ist.

Ich möchte einmal annehmen, daß Sie diesen Gottesdienst mitfeiern, weil auch Sie die Perle Ihres Lebens suchen.

Wenn das bei manchen nicht der Fall ist, wenn ganz andere Motive eine Rolle spielen, dann soll uns das nicht weiter beunruhigen - im großen Fischnetz, von dem wir im zweiten Gleichnis gehört haben, ist alles beieinander: wertvolle Speisefische wie giftige oder ungenießbare, stattliche Mehrpfünder und mickrige Winzlinge. Das Aussortieren ist nicht unsere Sache - das Gleichnis vom Unkraut im Acker, das wir letzten Sonntag gehört haben, geht in die gleiche Richtung - und wer weiß schon, was Gott noch alles zuwege bringt!

Dummerweise hat Mattäus genau an dieser Stelle einen Satz eingefügt, der uns das Gruseln lehrt und die positiven Aussagen vorher arg zu relativieren scheint.

Vom Feuerofen ist da die Rede und vom Heulen und Zähneknirschen! Schon taucht in unserer Fantasie wieder das typisch menschliche Bild vom strafenden, rächenden Gott auf. Aber ist das wirklich so gemeint?

Erinnern Sie sich an mein Auslegungsprinzip, das ich bei jeder Bibelstelle anwende: „Gottes Wesen ist die Liebe, oder: Gott kann gar nicht anders als lieben". Das ist die klare Aussage Jesu - die Frohe Botschaft. Wenn ich dieses Prinzip anwende, sieht die Sache schon ganz anders aus:

Gott liebt und fängt - wie ein Fischer - alle Menschen ein - die guten und die bösen, die vergebungsbereiten und die unbarmherzigen. Während die einen bereit sind, die alles vergebende Liebe Gottes anzunehmen und weiterzugeben, verschließen sich die anderen stur und hartherzig dieser selben Liebe (die in der Bibel gerne mit „Feuer" verglichen wird, vergleiche die Feuerzungen am Pfingstfest). Während die verwandelnde Energie der Liebe Gottes für die vertrauensvollen, offenen, vergebungsbereiten der Himmel ist - ist das selbe „Liebesfeuer" Gottes für die anderen die Hölle. Solche Menschen erleben hier und jetzt bereits „Hölle", sie können sich über diesen Gott nur ärgern „und heulen und mit den Zähnen knirschen". Ändern sie ihre Einstellung, im Leben oder nach ihrem Tod, dann wird das „Feuer Gottes" für sie zum „Fegefeuer", also zur Läuterung und zur Möglichkeit, selbst barmherzig zu werden und so die Barmherzigkeit Gottes zu empfangen. Würden sie sich aber nicht ändern wollen, sich nicht „richten" lassen, also „in Ordnung bringen lassen", wäre das Feuer Gottes das Höllenfeuer, denn auch im Gericht zwingt Gott den freien Menschen nicht.

Aber wir können hoffen und darauf vertrauen, daß die unendliche Liebe Gottes Mittel und Wege findet, diese Menschen doch noch „aufzubrechen"; dann wird auch bei ihnen alles Böse „verbrannt" und verwandelt in Licht und Wärme.

Jedenfalls wünsche ich uns allen, daß wir uns jetzt schon von Gott richten - also in Ordnung bringen - lassen und gemeinsam auf der Suche bleiben nach der Großen Perle, nach dem unendlich wertvollen Schatz - also nach Gott, bis wir ihn für immer gefunden haben und uns nichts mehr von ihm trennen kann.

AMEN

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