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Christkönigsfest

Thema: Kommt, ihr Gesegneten!
Lesg./Ev.: Mt 25,31-46
gehalten am 21.11.1999 10:30h ESB
von Eberhard Gottsmann, OStR

Evangelium

Mt 25,31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. 32 Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. 33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. 34 Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. 35 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; 36 ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38 Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? 39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. 41 Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! 42 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43 ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. 44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? 45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. 46 Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Predigt

Liebe Christen!

Vielen Gläubigen hat dieses Evangelium in der Vergangenheit Angst und Schrecken eingejagt. Das ist nicht zuletzt das fragliche Verdienst einer Verkündigung, die glaubte, die Menschen mit Drohungen gefügig machen zu müssen. Das Motto: „wenn die Leute nicht freiwillig, aus eigener Überzeugung heraus Gutes tun, dann doch wenigstens aufgrund von Höllenängsten" scheint dabei im Hintergrund gestanden zu haben.

Wer die „Methode" Jesu damit vergleicht, wird feststellen müssen, daß er gerade einen gegensätzlichen Standpunkt vertritt. Bei aller Deutlichkeit und Ernsthaftigkeit seiner Bilder und Vergleiche zeigt er immer wieder in seinem eigenen Verhalten die Haltung Gottes auf, der niemanden zu etwas zwingt. Die Versuchungsgeschichte Jesu zeigt das in besonders deutlicher Weise.

Deshalb geht es auch im heutigen Text nicht um Einschüchterung und Angstmache. Im Gegenteil: Jesus macht positiv deutlich, was in den Augen Gottes das entscheidend Wichtige ist.

In seinem Buch „Wenn Gott im Menschen aufgeht" schreibt Pfarrer Elmar Gruber: „Wer von vornherein an die absolute Liebe glaubt, findet in der Bibel einen einzigen Liebesbrief Gottes an die Menschen. Wer an die Liebe Gottes glaubt, der kann auch die schwierigsten Stellen so interpretieren, daß sie Liebe Gottes in wunderbarer Weise bestätigen."
Soweit Elmar Gruber.

Wenn man die Sache so betrachtet, dann löst sich der uralte Widerspruch wie von selbst auf: nämlich, wie die Liebe Gottes mit der Verdammung von Menschen vereinbar ist. Gott - und damit Liebe - verdammt niemals - es ist immer der Mensch, der sich in Freiheit Gott verschließt. Jeder, der irgendwann einmal wirkliche Liebe erfahren hat, weiß das!

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Auffällig ist, daß die „Gesegneten", also die barmherzigen Menschen, über die Worte Jesu ganz verblüfft sind. „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen ... oder durstig ... oder obdachlos ... oder nackt?" Man könnte das auch so ausdrücken: „Herr, wir haben eigentlich gar nicht an dich gedacht; was wir getan bzw. versäumt haben, das ist eigentlich ohne bewußten Bezug zu dir geschehen, das haben wir einfach so gemacht, ohne dabei an dich zu denken - und trotzdem lobst du uns!"

Das ist äußerst merkwürdig, wo wir doch nur das für „gottgefällig" halten, was wir „im Namen Gottes oder Jesu" tun.

Aber gerade das ist das Wesen echter Liebe, daß sie nicht den eigenen Vorteil sucht oder aus Berechnung geschieht. Die Gesegneten im Evangelium haben einfach geholfen, einfach liebe Worte gesagt, einfach getröstet, ohne an Christus, an Gott, an jenseitige Belohnung zu denken - es ging ihnen nicht um das Sammeln von Verdiensten. Ihre Liebe war selbstlos, und deshalb war sie echt.

Vielleicht wird das deutlicher, wenn ich sage: Wer Liebe an andere weitergibt, ohne Hintergedanken, ohne Berechnung, der gibt in Wirklichkeit Gott an andere weiter, gleichgültig, ob er es weiß oder nicht. Dann hat er am Reich Gottes mitgewirkt, auch wenn ihm das selbst gar nicht bewußt geworden ist.. Gar mancher sogenannte Atheist wird sich am Tag des persönlichen Gerichts wundern, daß er - ohne es zu wissen - Gott weitergetragen hat in die Welt, und gar manchem sogenannten „Guten Christen" wird aufgehen, daß er in Wirklichkeit gottlos, lieblos war, auch wenn er den Namen „Jesus" oder „Gott" täglich dutzendmal ausgesprochen hat.

Verstehen Sie, warum Jesus so eindringlich und ernst bewußt macht, worum es im menschlichen Leben eigentlich geht? Es geht nicht um leere Worte - und wenn sie noch so fromm klingen, sondern um Taten, die zeigen, daß man „gottvoll", also voller Liebe, voller Erbarmen ist.

AMEN

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