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Ökum. Trauung des Brautpaares Elisabeth und Markus E.

Thema: Boten, Symbole der Liebe Gottes sein
gehalten am 08.07.00 14:30h Bergk. ESB
von Eberhard Gottsmann, OStR

Predigt

Auf die Frage des Religionslehrers, mit welchen Worten Jesus das Ehesakrament eingesetzt habe, antwortete ein bibelfester Fünftklässler: „Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe!"

Und Johann Baptist von Alxinger reimt:

„Was? Sieben Sakramente zählen
die Herren Theologen? Ei!
Für Leute, welche niemals fehlen,
heißt das doch gröblich sich verzählen!
Sind Buß und Eh' nicht einerlei?"

Und besonders boshaft äußern sich die „Fliegenden Blätter": „Die Ehe ist ein Haupt-Abschnitt im Leben, weil es einem da gerade ist, als ob einem das Haupt abgeschnitten würde."

Liebes Brautpaar, liebe Verwandte und Freunde des Brautpaares!

Eigentlich merkwürdig, wie düster der Lebensbund, den Sie heute vor Gott schließen wollen, von manchen Mitmenschen beurteilt wird. Vielleicht kommt das aus der häufigen Erfahrung, daß eine Ehe die Prosaübersetzung eines Liebesgedichtes darstellt, wie Bougeard formuliert. Oder anders gesagt: möglicherweise haben die erwähnten Spötter nicht allzu viele geglückte Partnerschaften erlebt?

Als Theoretiker auf diesem Gebiet - ganz im Gegensatz zu meinem Freund Pfarrer Cronenberg, der aus praktischer Erfahrung sprechen wird - bleibe ich bei der Theorie, wenngleich meine Überlegungen nicht ganz ohne praktischen Hintergrund sein werden.

Zunächst einmal halte ich die Institution der Ehe für eine unersetzliche Chance. „Ehe ist nie ein Letztes, sondern Gelegenheit zum Reifwerden" sagt Goethe. Eine mehr oder weniger unverbindliche Bindung (ein feines Paradox!) ist dazu viel weniger in der Lage. Denn bei jedem Reifungsprozeß muß es Krisen geben, damit das nächste Reifungsniveau erreicht werden kann, und diese seelische Belastung braucht auch äußere, institutionelle Stützen, um die Beziehung nicht vorschnell auseinanderbrechen zu lassen. Unverbindlichkeit verleitet da allzurasch zur Flucht - und damit geht eine Chance ungenutzt vorüber.

Weiterhin neigen „freie Partnerschaften" zur Selektion: das Zusammenleben wird hier mehr oder weniger auf „Festtagsmomente" reduziert - wenn der lästige Alltag seine Forderungen stellt, ist es viel leichter möglich, sich zurückzuziehen und lästiger Verantwortung aus dem Weg zu gehen.

Der für mich entscheidende Gedanke, der für die institutionalisierte Ehe spricht, ist aber ein anderer. Er folgt für mich aus dem christlichen Gottesbild. Ich darf Ihnen das kurz ausführen:

Nach allem, was Jesus lehrte und getan hat, ist Gott ein Gott der Liebe, mehr noch: er ist sogar die Liebe in Person. Wenn das so ist, dann gilt aber auch die Umkehrung: wo immer wirkliche, selbstlose Liebe erfahren wird, ist es Gott selbst, den man dabei erlebt, ob das nun bewußt geschieht oder nicht.

Wenn sich also zwei Menschen wirklich lieben - und nicht nur verliebt sind - dann ist da ein Drittes, oder besser gesagt, ein Dritter im Spiel. Dann ist er die „Bindekraft", die „Mögekraft" zwischen den beiden.

So wird es möglich, daß jeder Partner für den anderen zum Symbol der Liebe Gottes wird; er ist dann nämlich ein sichtbares, hörbares, fühlbares Zeichen, durch das Gott selbst, also die Liebe, erfahren werden kann. Wie Sie wissen, heißt „heiliges Zeichen" oder „heiliges Symbol" auf Latein „sacramentum" - so, und nur so, kann die liebende Verbindung zweier Menschen zum Sakrament werden.

Mit Magie hat das Ganze nichts zu tun. Das Ja-Wort, bestimmte Worte und Riten können allenfalls den Boden für dieses heilige Symbol bereiten, aber nur dann, wenn einer dem anderen die Liebe, also Gott, weitergibt, gilt der Ausspruch Jesu: „Was GOTT verbunden hat ...".

Die katholische Kirche - im Gegensatz zur evangelischen - hat dieses gleichsam natürliche Symbol zum offiziellen Sakrament erklärt. Aber im Grunde bleibt es sich gleich: wer immer die Liebe Gottes anderen erfahrbar macht, und sei es ein erklärter Atheist, wird dadurch zum Boten der Liebe, zum Boten Gottes (griechisch angelos, also Engel), zum heiligen und heilenden Symbol.

Liebes Brautpaar!

Nur der, der sich selbst von Gott geliebt weiß, ist innerlich heil, „gut beisammen", wie wir in Bayern sagen, und kann diese Liebe auch an andere weitergeben. Dadurch macht er auch den anderen heil, läßt auch ihn erfahren, daß er von Gott geliebt ist - das ist die Urbedeutung von heil-ig, und nicht etwa moralische Fehlerlosigkeit oder frömmelnder Rückzug in Leib- und Weltfeindlichkeit.

Aber diese Haltung bekommt man nicht als „Mitgift" am Tag der Eheschließung. Sie erfordert einen lebenslangen Lernprozeß, verlangt Versagen und Versöhnung, Entfremdung und erneute Annäherung.

Darüber wird nach einer kurzen musikalischen Meditationspause mein Amtsbruder Pfarrer Cronenberg sprechen.

AMEN

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