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Firmandacht 1999

Thema: Wie gut ist deine Antenne?
Lesg.: 1Sam 3,1-10
gehalten am 14.07.99 14:30h ESB
von Eberhard Gottsmann, OStR

Eröffnungslied

Begrüßung

Liebe Firmlinge, Paten und Verwandte der Firmlinge!

Geschafft!!!!

Nun ist die Spannung vorüber, die Firmung vorbei, der Bauch ist voll von gutem Essen und Trinken, und die Geschenke sind ausgepackt. Hoffentlich ist alles harmonisch und problemlos abgelaufen, so daß nur angenehme Gefühle in der Erinnerung bleiben werden.
Das war‘s also. Da können wir - vielleicht heute schon, vielleicht morgen, zur Tagesordnung übergehen. Alles läuft wieder wie gehabt weiter: Schule, Familie, Hobbies - halt das Alltagsleben!
War‘s das wirklich schon? Wenn das tatsächlich alles war, dann hätte man doch auch ohne Kirche und ohne Weihbischof, ohne eine langweilige Predigt und ohne einen langen Gottesdienst ein schönes Fest feiern können!
Aber vielleicht ist es ganz anders? Vielleicht geht es jetzt erst so richtig los? - Nicht das Feiern, nein, ich meine was ganz anderes:
Wäre es nicht toll, wenn mit dem heutigen Tag etwas Neues aufgebrochen wäre, eine Veränderung in unserem Kopf, ein bewußteres und aufmerksameres Denken und Fühlen?
So etwas geschieht aber nicht automatisch, nur durch Handauflegung und Salbung.
Da muß man schon selber dran arbeiten. Über eine von solchen Möglichkeiten werden wir uns dann in der Predigt unterhalten.

Zunächst aber möchte ich ein Experiment machen. Ihr kennt das Spiel sicher; es heißt: „Stille Post". Ich flüstere dem ersten in der Bank was ins Ohr - der sagt es seinem Nachbarn weiter und der wieder seinem Nachbarn oder am Ende der Bank seinem Hintermann. Aber bitte nicht nachfragen - einfach weitersagen, was man verstanden hat!! Und einer weiter hinten, auf den ich gleich zeigen werde, sagt dann, was er von seinem Nachbarn gehört hat.
[Der Satz: „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie" - sagt, was schließlich dabei herausgekommen ist; falls zufällig der gleiche Satz: Lob über genaues Zuhören; im anderen Fall]
Anscheinend schaffen wir Menschen es einfach nicht, dem anderen genau zuzuhören. Wir hören meist nur die Hälfte; aber dann ergänzen wir das Gesagte mit unserer eigenen Fantasie und sagen es weiter; der nächste macht es genauso und so fort. Am Schluß kommen dann die haarsträubendsten Sachen heraus. Für Spezialisten: so entstehen auch Gerüchte!!!

Bei Gott ist das - Gottseidank - anders. Er versteht uns, auch wenn wir uns ungeschickt ausdrücken oder etwas nur denken. Daher dürfen wir vertrauensvoll zu ihm beten:

Gebet

Herr, du hast uns heute einen Festtag geschenkt, an den wir sicher lange zurückdenken werden. Du hast uns wieder neu bewußt gemacht, daß dein heiliger, also heilender Geist immer da ist und darauf wartet, durch uns an die anderen weitergegeben zu werden. Laß uns feinfühlig und offen werden für deinen Guten Geist, der uns - auch ohne Worte - immer wieder anruft. Laß uns auf deinen Anruf in der rechten Weise Antwort geben, damit wir ver-antwort-ungsvoll unser Leben gestalten. Darum bitten wir durch Christus, deinen Sohn. AMEN

Lesung aus dem Buch Samuel (1Sam3,1-10)

Der junge Samuel versah den Dienst des Herrn (im Tempel von Schilo) unter der Aufsicht Elis. In jenen Tagen waren Worte des Herrn selten ... Eines Tages geschah es: Eli schlief auf seinem Platz; seine Augen waren schwach geworden, und er konnte nicht mehr sehen. Die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel schlief im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand.

Da rief der Herr den Samuel, und Samuel antwortete: hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli sagte: Geh wieder schlafen! Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: Samuel! Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, daß der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Samuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede Herr; dein Diener hört. Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat zu ihm heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört.

Lied zur Lesung

Kurzansprache

Liebe Mädel und Buben, liebe Erwachsene!

Im Firmunterricht (der für die Gymnasiasten in der 6. Klasse fortgeführt wird) haben wir vom guten Geist und vom Un-Geist gehört. Wir verstehen nun, daß wir uns jeden Tag neu für den Guten Geist entscheiden müssen.

Wenn auch die Kirche nur von 7 Gaben des Heiligen Geistes spricht, gibt es doch unendlich viele Wirkungen des Gottesgeistes.

Eine einzige wollen wir uns jetzt herauspicken.

In der Geschichte „Momo" von Michael Ende, die sicher viele von euch schon gelesen haben, ist von einer solchen guten, heilmachenden Wirkung die Rede.
Hört einmal genau zu; vielleicht könnt ihr mir dann anschließend sagen, welche gute Wirkung ich meine:
„Momo hatte sehr viel Besuch. Man sah fast immer jemand bei ihr sitzen, der angelegentlich mit ihr redete. Und wer sie brauchte und nicht kommen konnte, schickte nach ihr, um sie zu holen. Und wer noch nicht gemerkt hatte, daß er sie brauchte, zu dem sagten die andern: "Geh doch zu Momo!" ... Aber warum? War Momo vielleicht so unglaublich klug, daß sie jedem Menschen einen guten Rat geben konnte? Fand sie immer die richtigen Worte, wenn jemand Trost brauchte? Konnte sie weise und gerechte Urteile fällen?
Nein, das alles konnte Momo ebensowenig wie jedes andere Kind. Konnte Momo dann vielleicht irgend etwas, das die Leute in gute Laune versetzte? Konnte sie zum Beispiel besonders schön singen? Oder konnte sie - weil sie doch in einer Art Zirkus wohnte - am Ende gar tanzen oder akrobatische Kunststücke vorführen?
Nein, das war es auch nicht.
Konnte sie vielleicht zaubern? Wußte sie irgendeinen geheimnisvollen Spruch, mit dem man alle Sorgen und Nöte vertreiben konnte? Konnte sie aus der Hand lesen oder sonstwie die Zukunft voraussagen?
Nichts von alledem.
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören: Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. Momo konnte so zuhören, daß dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen.
Nicht etwa, weil sie etwas sagte und fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, daß sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, daß ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten. Oder daß Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder daß Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf - und er ging hin und erzählte alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, daß er sich gründlich irrte, daß es ihn, genau so wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und daß er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
So konnte Momo zuhören."

Habt ihr es herausgefunden? Es war ja nicht schwer: Momo kann einfach - zuhören! Sie hat sozusagen eine empfangsbereite Antenne für die anderen Menschen! Jede kleinere oder größere Not, jeden Kummer und jede Unsicherheit kann sie erspüren. Dabei muß sie noch gar nicht viel reden. Es genügt oft, daß sie all ihre Aufmerksamkeit auf den anderen richtet - und schon geht es ihm viel besser.

Erinnert ihr euch, was wir im Firmunterricht besprochen haben? Menschen, die dafür sorgen, daß es anderen gut geht, daß andere heil sind, kann man heil-ig nennen. Dabei sind nicht immer nur die Menschen gemeint, die im Heiligenkalender der Kirche stehen.

Nein, jeder kann heilig sein: jeder kann helfen, daß es dem anderen gut geht, daß er wieder „heiler" wird. Beispielsweise durch aufmerksames Zuhören.

Und an noch etwas werdet ihr euch erinnern: in Wirklichkeit sind nicht wir es, die heil machen können.

Wir sind nur Werkzeuge dafür, sozusagen Boten. In Wirklichkeit ist des der Gute Geist Gottes, der Heilige Geist, der durch uns wirksam wird, wenn wir ihn nur wirken lassen. AMEN

Fürbitten

Allmächtiger Gott, guter Vater, Du hörst die Bitten Deiner Kinder. Du hast aber auch uns Ohren gegeben.

• Hilf uns, dein Wort zu hören, wie es aus der Bibel zu uns spricht!
• Hilf uns, aufeinander zu hören, Geduld miteinander zu haben, Zeit füreinander zu haben und füreinander da zu sein!
• Hilf uns, in uns selbst hineinzuhören, damit wir uns selbst verstehen, mit unseren Schwächen, aber auch in unserer Ähnlichkeit mit dir!
• Hilf uns, deine Stimme in uns zu hören, wenn wir vor einer Entscheidung oder in einer schweren Situation stehen!
• Hilf uns, deine Stimme aus der Bitte eines Hilfesuchenden herauszuhören!

Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. AMEN.

Opfergang, dabei Orgelspiel

Vater unser

Gebet

Jeden Augenblick sind wir von Funksignalen umgeben, die uns als Wellen treffen. Sie sind da, auch wenn wir sie nicht bemerken. Erst, wenn wir den Empfänger einstellen, hören wir, was sie uns mitteilen wollen. Sie bringen Nachrichten, Botschaften, aber auch Notrufe von Mensch zu Mensch.
Nicht nur die Menschen, auch Gott sendet Signale. Nicht direkt, aber durch Mitmenschen: ein Mitschüler, eine Mitschülerin, die auf ein v>


Übertragung unterbrochen